Tierversuche in der Schweiz – das Leiden geht weiter Über 500'000 Tiere wurden im Jahr 2024 in Tierversuchen geopfert – knapp 200'000 erlitten dabei mittelgradige bis schwere Schmerzen sowie Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens. Schwerstbelastende Versuche haben gegenüber dem Vorjahr gar um 4% zugenommen. Diese Entwicklung der Tierversuchszahlen lässt aufhorchen, vor allem auch, wenn man bedenkt, dass 62% der Tiere in der Grundlagenforschung eingesetzt wurden, in Versuchen, in denen kein unmittelbarer Nutzen für den Menschen erkennbar ist. Es ist schon erstaunlich, wie das Pendel der vielgepriesenen Güterabwägung, die das Leid der Tiere gegenüber dem Nutzen des Menschen abwägen soll in den meisten Fällen in Richtung von uns Menschen ausschlägt. Woran liegt das? Einerseits daran, dass die Mehrheit der Mitglieder der Tierversuchskommissionen selber Forschende sind und zum anderen, dass die Anträge aus spezialisierten Fachbereichen stammen, die inhaltlich auch von den Forschenden nur schwer beurteilbar sind. Im Zweifelsfalle für den Nutzen der Menschen! Es scheint also alles rund zu laufen im Tierversuchsbereich. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Ständerat die parlamentarische Initiative «Zukunftsfähige Forschung mit einem Plan für den Ausstieg aus belastenden Tierversuchen fördern» von Maya Graf im September 2025 abgelehnt hat. Eine Initiative, die Tierschutz, Wissenschaft und Industrie an einen Tisch gebracht hätte, mit dem Ziel, die Anzahl Tiere in den Versuchen zu senken. Die Ständerätin Gmür begründete den Entscheid folgendermassen: «Die Schweiz verfügt bereits heute über eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit. Bereits heute müssen Tierversuche detailliert begründet und auf das Notwendige reduziert werden. Erst dann werden sie überhaupt bewilligt.»Das angeblich strengste Tierschutzgesetz der Welt zu haben, entlässt uns nicht aus der Verantwortung, dieses Gesetz immer wieder zu überprüfen und aus Tierschutzsicht zu verbessern. Das ständige Mantra des strengsten Tierschutzgesetzes dient einzig dazu, auf festgefahrenen Positionen zu verharren.Inwieweit Tierversuche auf das Notwendige reduziert werden kann ausser der Tierversuchskommission und den Forschenden niemand beurteilen, da die Öffentlichkeit keinerlei Einsicht in die geplanten und durchgeführten Versuchsvorhaben hat. Diese Geheimnistuerei trägt nicht dazu bei, Vertrauen in die Forschung und die Behörden aufzubauen. Nach wie vor schaffen es die Ständeräte und viele Forschende nicht, über den Tellerrand des Tierversuchs hinauszuschauen. Obwohl Tiere nachgewiesenermassen keine guten Modelle für menschliche Krankheiten sind, wird krampfhaft daran festgehalten. Das Potenzial neuer Methoden, bspw. humanbasierter Methoden wird kleingeredet oder als ungenügend eingestuft. Dieses Verharren auf alten Methoden behindert nicht nur den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern lässt auch weiterhin Millionen von Tieren in Versuchen leiden.
Quellen https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtliches-bulletin/amtliches-bulletin-die-verhandlungen?SubjectId=69080 https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20240436 https://www.aerztefuertierschutz.ch/news-und-chronik https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierversuche/schweregrad-gueterabwaegung.html